POLYAMORIE

Was ist Polyamorie und für wenn ist sie gedacht?

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In diesem Bericht wird genauer auf folgendes eingegangen:

Was ist Polyamorie?

Worin liegt der Unterschied zwischen Polyamorie und offener Beziehung?

Können alle Menschen Polyamor sein?

Für wenn ist Polyamorie sinnvoll?

Welche Herausforderungen gibt es in der Polyamorie?

Was können Monogame von Polyamoren lernen?

Was ist Polyamorie?

Polyamorie ist eine Form der Beziehungs- und Liebesführung, bei der es um die Möglichkeit und den Wunsch geht, gleichzeitig mehrere liebevolle, intime und ehrliche Beziehungen zu haben. Dabei geht es darum, eine große Bandbreite an Liebesgefühlen und Beziehungsformen zu erkunden und zu erleben, ohne sich auf nur eine einzelne Beziehung oder auf monogame Exklusivität zu beschränken. Menschen, die polyamor leben, können gleichzeitig mehrere Partner haben und ihre Beziehungen auf ehrliche und offene Weise führen. Polyamorie basiert normalerweise auf gegenseitigem Einverständnis, Transparenz und Kommunikation zwischen allen beteiligten Partnern. Es ist wichtig zu beachten, dass Polyamorie von Untreue oder Betrug zu unterscheiden ist, da die Beziehungen in einer polyamoren Konstellation auf Ehrlichkeit und Offenheit basieren.

Worin liegt der Unterschied zwischen Polyamorie und offener Beziehung?

Polyamorie und offene Beziehung sind beide Formen von nicht-monogamen Beziehungen, aber es gibt einige Unterschiede zwischen ihnen.

Polyamorie bezieht sich auf das Konzept von romantischen oder emotionalen Beziehungen mit mehreren Partnern. Es besteht die Idee, dass es möglich ist, sich gleichzeitig in mehrere Personen zu verlieben und Beziehungen mit ihnen aufzubauen. Polyamorie basiert auf Ehrlichkeit, Offenheit und Kommunikation. Alle beteiligten Partner sind sich bewusst und einverstanden mit der Existenz und dem Engagement für andere Beziehungen. Im Idealfall wird Polyamorie in einer konsensuellen und ethischen Weise praktiziert, bei der alle beteiligten Personen gleichberechtigt sind und ihre individuellen Bedürfnisse und Grenzen respektiert werden.

Eine offene Beziehung hingegen bezieht sich meist auf das Konzept von sexuellen Begegnungen oder Flirts ausserhalb einer monogamen Partnerschaft. In einer offenen Beziehung können die Partner sich dafür entscheiden, ausserhalb der Beziehung romantische oder sexuelle Beziehungen mit anderen Personen zu haben. Im Gegensatz zur Polyamorie liegt der Fokus in offenen Beziehungen oft hauptsächlich auf der sexuellen Freiheit und weniger auf emotionalen Beziehungen. Die Regeln und Vereinbarungen in einer offenen Beziehung variieren von Paar zu Paar und können unterschiedliche Grenzen und Bedingungen umfassen.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Definitionen eine allgemeine Perspektive darstellen und dass die Praktiken und Definitionen von nicht-monogamen Beziehungsformen von individuellen Beziehungen und Personen abhängen können. Es gibt auch Mischformen und Überschneidungen zwischen Polyamorie und offenen Beziehungen, da jede nicht-monogame Beziehung einzigartig sein kann.

Können alle Menschen Polyamor sein?

Ja, theoretisch können alle Menschen polyamor sein. Polyamorie ist eine Beziehungsoption, bei der Menschen die Fähigkeit oder den Wunsch haben, mehrere liebevolle Beziehungen gleichzeitig mit dem Wissen und der Einwilligung aller Beteiligten einzugehen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse, Vorlieben und Beziehungsdynamiken, daher ist es möglich, dass einige Menschen sich mehr zu polyamoren Beziehungen hingezogen fühlen als andere. Es ist wichtig zu beachten, dass Polyamorie nicht für alle Menschen geeignet ist, und manche Menschen sich für monogame Beziehungen entscheiden können. Es ist letztendlich eine persönliche Entscheidung, welche Art von Beziehung für jeden individuellen Menschen am besten funktioniert.

Für wenn ist Polyamorie sinnvoll?

Polyamorie kann für Menschen sinnvoll sein, die sich in mehr als eine Person gleichzeitig romantisch oder sexuell angezogen fühlen und den Wunsch haben, diese Beziehungen auf eine ehrliche und ethische Weise zu erkunden und zu gestalten. Polyamorie kann sowohl für Menschen in bereits bestehenden Beziehungen sinnvoll sein, die die Möglichkeit haben möchten, auch andere romantische oder sexuelle Verbindungen einzugehen, als auch für Menschen, die von Natur aus eine Neigung zur Polyamorie haben und feststellen, dass ihnen Monogamie nicht gerecht wird. Es ist wichtig zu beachten, dass Polyamorie nur dann sinnvoll ist, wenn alle beteiligten Menschen vollständig einverstanden sind und eine offene Kommunikation sowie ethische und respektvolle Praktiken praktiziert werden. Es ist auch wichtig zu beachten, dass Polyamorie nicht für jedermann geeignet ist und jeder individuell entscheiden sollte, welcher Beziehungsstil am besten zu seinen eigenen Werten und Bedürfnissen passt.

Welche Herausforderungen gibt es in der Polyamorie?

Es gibt verschiedene Herausforderungen, die in der Polyamorie auftreten können. Hier sind einige Beispiele:

  1. Kommunikation: Eine gute und offene Kommunikation ist entscheidend in polyamoren Beziehungen. Es kann schwierig sein, Emotionen, Bedürfnisse und Erwartungen aller beteiligten Personen angemessen zu kommunizieren und Konflikte zu lösen.
  2. Eifersucht: Eifersucht ist ein natürlicher Bestandteil von Beziehungen, kann aber in Polyamorie verstärkt auftreten. Der Umgang mit Eifersucht kann eine grosse emotionale Herausforderung sein und erfordert viel Selbstreflexion und Kommunikation.
  3. Zeitmanagement: In einer monogamen Beziehung gibt es oft klare Grenzen für die gemeinsame Zeit, während Polyamorie mehrere Partner beinhaltet. Es kann schwierig sein, Zeit für jeden Partner angemessen zu verteilen und sicherzustellen, dass sich niemand vernachlässigt oder unerwünscht fühlt.
  4. Akzeptanz und gesellschaftlicher Druck: Polyamorie wird von vielen Menschen immer noch nicht akzeptiert oder verstanden. Die Gesellschaft kann Vorurteile oder Stigmatisierung gegenüber Polyamorie haben, was zu emotionalen Herausforderungen und sozialen Schwierigkeiten führen kann.
  5. Navigieren von Beziehungsstrukturen: In einer polyamoren Beziehung können verschiedene Beziehungsstrukturen und -dynamiken auftreten, wie zum Beispiel hierarchische versus nicht-hierarchische Beziehungen. Die Navigation dieser Strukturen kann kompliziert sein und erfordert eine klare Kommunikation und Konsens aller beteiligten Personen.
  6. Gesundheitsrisiken: Polyamorie beinhaltet das Teilen von Intimität mit mehreren Personen, was zu erhöhten Risiken von sexuell übertragbaren Infektionen führen kann. Es ist wichtig, über Safe-Sex-Praktiken zu informieren und regelmäßig Tests durchzuführen, um die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen.

Diese Herausforderungen sind jedoch nicht unüberwindbar, und viele Menschen finden Beziehungswege in der Polyamorie, die ihnen erfüllend und bereichernd erscheinen.

Was können Monogame von Polyamoren lernen?

Monogame Menschen können von Polyamoren viel lernen, unter anderem:

  1. Mehrere Liebesbeziehungen pflegen: Polyamore Menschen zeigen, dass es möglich ist, mehrere Liebe- und Beziehungen gleichzeitig zu haben. Das kann monogamen Menschen helfen, ihre Vorstellungen von Liebe und Beziehung zu erweitern und anzupassen.
  2. Offene Kommunikation: In polyamoren Beziehungen ist eine offene und ehrliche Kommunikation von großer Bedeutung. Polyamore Menschen haben oft Mechanismen entwickelt, um über ihre Bedürfnisse, Grenzen und Erwartungen zu sprechen. Monogame Menschen können davon lernen, ihre eigenen Bedürfnisse klar auszudrücken und eine offene Kommunikation in ihrer Beziehung zu etablieren.
  3. Eifersucht und Unsicherheit überwinden: Polyamore Menschen haben oft Strategien entwickelt, um mit Eifersucht und Unsicherheit umzugehen. Das sind Emotionen, die in jeder Beziehung auftreten können. Durch den Austausch mit Polyamoren können monogame Menschen neue Wege entdecken, um mit diesen Gefühlen umzugehen und gesunde Lösungen zu finden.
  4. Nicht-possessive Liebe: Polyamore Menschen verstehen Liebe oft als eine Ressource, die sich nicht erschöpft oder auf eine Person beschränkt. Sie können monogamen Menschen helfen, Liebe nicht als etwas Besitzergreifendes zu sehen, sondern als etwas, das geteilt und erweitert werden kann.
  5. Selbstreflexion und Selbstwachstum: Polyamore Menschen neigen oft dazu, reflektierter über ihre eigenen Bedürfnisse, Werte und Beziehungsmuster nachzudenken. Monogame Menschen können von dieser Selbstreflexion profitieren, indem sie ihre Erwartungen und Vorstellungen über Liebe, Beziehung und Sexualität überprüfen und anpassen.

Es ist wichtig anzumerken, dass nicht jeder monogame Mensch alle diese Aspekte übernehmen möchte oder sollte. Nicht jeder ist für eine polyamore Beziehung geeignet. Es geht vielmehr darum, dass monogame Menschen von den Erfahrungen und Perspektiven Polyamorer lernen können, um ihre eigenen Beziehungen zu bereichern oder um ihre Vorstellung von Liebe und Beziehung zu erweitern.

Es ist wichtig zu beachten, dass Polyamorie von Untreue oder Betrug zu unterscheiden ist, da die Beziehungen in einer polyamoren Konstellation auf Ehrlichkeit und Offenheit basieren.

Menschen können sich in monogamen oder nicht-monogamen Beziehungen wohlfühlen.  Es gibt in dieser Hinsicht kein Besser oder Überlegen, es kommt eher darauf an bei sich hinzufühlen, welche Form von Beziehung einem schmeckt. Wichtig ist, dass wir uns durch die Beziehungsform, welche wir wählen, gestärkt fühlen und sie unseren Alltag wohltuend gestaltet.

Kennen wir unserer eigenen Bedürfnisse und Grenzen, finden wir oftmals einfacher unsere passende Beziehungsform. Wer seine Bedürfnisse der Polyamorie oder einer offenen Beziehung besser versteh möchte, dem empfehle ich, sich mit dem obigen Text und der eigen sexuelle Lust auseinanderzusetzen oder das Thema in einer professionellen Sprechstunde bspw. mit einem Sexualberater zu vertiefen.

Ich freue mich, von Dir zu hören und heisse Dich in der Praxis in Bern willkommen. Ich lege Wert darauf, Dir den nötigen Raum zu schaffen, damit Du Dich mit Deiner ganz persönlichen Sexualität auseinandersetzen kannst.

TERMINANFRAGE

 

Textquellen:

https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/1943356/full.pdf

http://marionherbert.at/Herbert_et_al_Polyamorie_2013.pdf

https://foifer-und-weggli.ch/_bibliothek/pdf/elf_thesen_zu_polyamorie.pdf