Für viele gehört ein Orgasmus zum Sex dazu und viele erleben bei der Selbstbefriedigung oder beim Sex mit einer anderen Person tatsächlich einen Orgasmus.
97,4 % der Frauen haben in ihrem Leben bereits einmal einen Orgasmus erlebt. Den erlebten Orgasmus haben viele Frauen bei der Selbstbefriedigung erlebt. Deutlich weniger Frauen erlebten einen Orgasmus bei sexuellen Aktivitäten mit anderen zusammen. Noch deutlich weniger Frauen erleben einen Orgasmus, wenn sie Sex mit anderen Personen haben und dabei keine klitorale Stimulation anwenden.
In diesem Bericht werden folgende Punkte erklärt:
Wie wichtig ist ein Orgasmus?
Aus welchen Gründen Frauen bereits einen Orgasmus vorgetäuscht haben?
Was beim (weiblichen) Orgasmus genau passiert?
Was das genussvolle Erreichen und Erleben des Orgasmus fördert?
Was wird unter einer Verteilung der sexuellen Erregung verstanden?
Wie wichtig ist ein Orgasmus?
Wenn wir die Fortpflanzung in den Fokus legen, dann haben viele das Gefühl, dass ein Orgasmus bei der Frau nicht relevant ist. Frauen können ohne Orgasmus schwanger werden, doch fördert ein Orgasmus die Befruchtung.
Was denken Sie über den Orgasmus?
Ist Ihnen der Orgasmus vom gegenüber wichtiger als ihr eigener? Wenn ja, dann gehören Sie zu der Mehrheit (von Frauen), welche den Orgasmus anderer mehr im Fokus haben als der eigene. In der Gesellschaft gibt es den Mythos, dass Frauen durch Kuscheln nach dem Sex den Höhepunkt erleben. Nähe gehört zur Sexualität dazu und diese vor, während und nach dem Sex, doch ersetzt Nähe nicht den Orgasmus.
Nähe stillt emotionale Bedürfnisse und lässt uns geborgen fühlen. Aus dieser These stammt wohl der Mythos, dass Frauen durch das Kuscheln nach dem Sex den Höhepunkt erleben. Doch tatsächlich zeigen Studien, dass Frauen genauso Freude an Orgasmen haben wie Männer und sie sich diese auch wünschen. Frauen, die während dem Sex keinen Orgasmus erleben, stufen den Sex nicht als schlecht ein, doch zeigt sich ein eindeutiger Unterschied, wenn ein Orgasmus beim Sex stattfand. Wenn kein Orgasmus oder dieser nur bei einer Person stattgefunden hat, wird der Sex bei vielen schlechter eingestuft. Da ist die Verlockung gross, um den Sex als positiv erscheinen zu lassen, einen Orgasmus vorzutäuschen.
Aus welchen Gründen Frauen bereits einen Orgasmus vorgetäuscht haben?
Kurz gesagt, weil die Lust von Männern in unserer Gesellschaft immer noch höher gewertet wird. Frauen ist der Orgasmus/ Genuss der Männer oft wichtiger. Auch Männer tragen zu dieser Situation bei. Denn oft ist den Männern der Orgasmus von Frauen genauso wichtig, wie ihr eigener.
Eine Hypothese, welche sich daraus ableiten lässt, ist, dass Frauen sich immer noch zu wenig wichtig nehmen, aber um die Wichtigkeit des Orgasmus für das Gegenüber (den Mann) wissen und dies ein Grund sein kann, warum ein Orgasmus vorgetäuscht wird. Die definitiven Gründe für das Vortäuschen eines Orgasmus sind vielseitig:
* Generelle Unsicherheit
* Angst vor dem Verlassen werden
* Einen enttäuschte*/n* Partner*in
* Vermeidung der Auseinandersetzung mit sich selbst
* Den / die Partner*in schneller zum Orgasmus zu verhelfen
* das Beenden einer sexuellen Aktivität
Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität, ermöglicht, sich seinem eigenen Orgasmus anzunähern.
Was beim (weiblichen) Orgasmus genau passiert?
In der sexologischen Wissenschaft gibt es zwei Unterscheidungen von Orgasmen:
Orgastische Entladung
Meint die körperliche Entladung. Sexuell-körperliche Spannung entsteht im Körper, wird aufgeladen und durch oftmals wiederholte rhythmische Kontraktionen im Becken- & Bauchbereich entladen. Anschliessend nimmt die Muskelspannung im Körper und die Vasokongestion (Blutansammlung in den Blutgefässen) im Körper ab.
Orgasmische Entladung (Orgasmus)
Bezieht sich auf die emotionale Intensität. Ein intensives Lust- und Genusserleben wird wahrgenommen. Dabei wird eine emotionale Entladung wahrgenommen.
Wichtig zu wissen ist, dass zur orgastischen und orgasmischen Entladung immer eine genitale sexuelle Erregung vorhanden sein muss. Wobei diese Bezeichnung nicht immer in allen Literaturen vorhanden ist.
Der Erregungsreflex kann durch unterschiedliche Sinneseinflüsse oder durch Gedanken, Gefühle, Fantasien und Wünsche ausgelöst werden. Wobei die genitale Vasokongestion (reflektorische vegetative Reaktion, die in wenigen Sekunden eine Blutfüllung und Lubrikation im und um den Genitalbereich auslöst, die Empfindsamkeit der Vulva und der Perianalregion (Anus) zunimmt und auf Druck und Reib reize in diesem Bereich sexuell erregend reagiert. Zudem nimmt die Herzfrequenz, der Blutdruck, der Muskeltonus und die Atemfrequenz zu. Der ganze Körper wird stärker durchblutet, die Schmerz Empfindsamkeit nimmt ab und gleichzeitig nehmen die Oberflächenrezeptoren in der Empfindsamkeit zu.
Steigt die Erregung, spricht man von einer Plateauphase. In dieser Phase weitet und verlängert sich die Vagina und macht im hinteren Drittel eine Zeltbildung. Dadurch wird der Uterus aufgerichtet.
Kommt die Erregung zu einer erhöhten Intensität, wird ein zweiter Erregungsreflex ausgelöst. Es kommt zu einer orgastischen Entladung und macht sich durch rhythmische Kontraktionen der Beckenboden und Vaginalmuskulatur bemerkbar. Auch weitere Muskelpartien im Körper sind dabei beteiligt und das Empfinden dieser Kontraktionen wird unterschiedlich angenehm erlebt.
Nach dieser Phase gelingt es gewissen Frauen erneut die Erregung zu steigern und dabei multiple Orgasmen erleben. Wenn die Phase der Erregung abnimmt und das des orgastischen Erlebens, kommt der Körper in die letzte Phase. In die Rückbildungs-/Ruhephase. Die Lust nimmt ab, die Lubrikation nimmt ab und die Vagina und Vulva (inkl. Klitoris) kommen in ihre Ruhehaltung zurück.
Frauen, die diese Vorgänge wahrnehmen, nehmen ihren Erregungsreflex und den Reflex der orgastischen Entladung bewusster wahr und können so Einfluss auf das Geschehen nehmen. Um diese Wahrnehmung zu erlangen, benötigt es Lernprozesse. Die alleine oder in einer Sexualberatung / Sexualtherapie erlernt und geübt werden können.
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sexueller_Reaktionszyklus
Was das genussvolle Erreichen und Erleben des Orgasmus fördert?
Die Genitalregion ist das Zentrum der sexuellen Lust. Lernen wir, diese sexuelle Erregung über den ganzen Körper zu verteilen und wahrzunehmen, können wir umso mehr Lust und Genuss bei der sexuellen Erregung und dem Orgasmus erleben.
Was wird unter einer Verteilung der sexuellen Erregung verstanden?
Unter einer Verteilung der sexuellen Erregung wird verstanden, dass die Durchblutung und so die Empfindung im ganzen Körper gefördert wird. Unsere Sinneszellen werden umso wahrnehmbarer, desto mehr Blut im Körper vorhanden ist. Dies führt dazu, dass der ganze Körper lustvoller wahrgenommen werden kann. Diese Verteilung im Körper zu fördern ist nicht immer einfach, da bei sexueller Erregung der Tonus (die Spannung) der Muskeln im Körper stetig zunimmt. Wenn der Tonus zunimmt, hemmt dies die Durchblutung. Entspannung alleine fördert im Gegenzug nicht die Durchblutung. Es ist die Bewegung im Körper, welche die Durchblutung und das ganze Empfinden im Körper stärkt.
Wer interessiert ist, wie die sexuelle Erregung im Körper verteilt und intensiviert werden kann, kann durch achtsames Vorgehen mit sich alleine oder gemeinsam in einer Sexualberatung | Sexualtherapie das Erleben beeinflussen.
Ein Orgasmus ist etwas, wonach sich viele sehnen. Wenn es aber ein OrgasMUS
sein muss, dann leidet die Freude an der Sexualität. Dass der Orgasmus ein Faktor für eine sexuelle Gesundheit vieler Menschen darstellt, ist dies ernst zu nehmen. Mit dem Modell Sexocorporel gibt es Möglichkeiten, sich mit dem eigenen Orgasmus auseinanderzusetzen und dabei zu achten, dass der Weg dorthin genussvoll bleibt.
Ich freue mich, von Dir zu hören und heisse Dich in der Praxis in Bern willkommen. Ich lege Wert darauf, Dir den nötigen Raum zu schaffen, damit Du Dich mit Deiner ganz persönlichen Sexualität auseinandersetzen kannst.